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Das Verstehen von mentalen Modellen spielt eine entscheidende Rolle im UX-Design und bei einer guten User Experience.

Denn sie setzen User-Needs, Erwartungen und gelerntes Verhalten in Bezug zur Funktionsweise des entwickelten Produktes und Designs.

Sie haben also einen direkten Einfluss auf den Erfolg eines jeden UX-Designs.

Gute UX-Designer verstehen, analysieren und berücksichtigen daher mentale Modelle, um Produkte zu entwerfen, die intuitiv sind und erzeugen damit eine großartige User Experience.

🧠 Das Wichtigste in aller Kürze

  • Mentale Modelle beschreiben, wie wir Informationen verarbeiten und interpretieren
  • Sie beeinflussen unser Verhalten und die Customer Experience auch unbewusst
  • Die Nutzung mentaler Modelle führt zu intuitiven Produkten und Botschaften
  • Sie helfen uns, Produkte, angelehnt an die Needs, statt an eigene Wünsche zu gestalten
  • Es existieren Standards, die UX-Designer bei der Gestaltung berücksichtigen sollten

 

Birgit Bärnreuther

Gründerin & Agenturleiterin von Userlutions

Wir gestalten erfolgreiche User Experience

Die UX-Agentur Userlutions berät seit 2011 Unternehmen bei der nutzerzentrierten Gestaltung von Produkten und Kommunikationsmaßnahmen. Das Team aus Psychologen, UX-Researchern und Designern unterstützt rund um die Themen Marktforschung, User-Research, Interface-Design, User-Centered-Design und Business-Modell-Validierung.

Was sind mentale Modelle?

Mentale Modelle sind die Vorstellungen, die Menschen von sich, anderen, der Umgebung und den Dingen haben, mit denen sie interagieren. Sie sind die Art und Weise, wie wir Informationen, basierend auf unseren bisherigen Erfahrungen, Wissen und Erwartungen, verarbeiten und interpretieren. Daher helfen mentale Modelle, komplexe Systeme leichter zu verstehen, Vorhersagen zu treffen und neue Situationen zu bewältigen. Im UX-Design können diese  eingesetzt werden, um eine bessere Customer Experience zu schaffen und auf die jeweilige Zielgruppe einzugehen.

🦁 Der Löwe im Zoo: ein einfaches Beispiel für mentale Modelle

Stellen wir uns vor, wir besuchen einen Zoo und stehen vor einem Löwengehege.

Unser mentales Modell in diesem Moment könnte, salopp gesprochen, so aussehen:

Ich bin auf der sicheren Seite des Zauns, der Löwe ist auf der anderen Seite. Der Zaun ist stark genug, um den Löwen davon abzuhalten, zu mir zu gelangen.

Das Modell selbst ist vermutlich noch viel abstrakter: Zäune im Zoo = sicheres Betrachten von sonst gefährlichen Tieren. Und die Anwendung folglich: Ich muss mir keine Sorgen wegen des Löwens machen.

Es basiert also im Kern auf unserem Wissen und den Erfahrungen mit Zoos, Zäunen und Löwen.

Jetzt stellen wir uns vor, der Löwe springt plötzlich gegen den Zaun. Obwohl das mentale Modell uns sagt, dass wir sicher sind, werden wir sehr wahrscheinlich instinktiv zurückspringen.

Dies liegt daran, dass ein anderes mentales Modell in diesem Moment aktiviert wird – „große, raubtierartige Tiere sind gefährlich“.

Unser Gehirn verarbeitet die Information „ein Löwe springt auf mich zu“ schneller als die Information „ich bin durch einen Zaun geschützt“, was zu einer unmittelbaren, reflexhaften Reaktion führt.

Mentale Modelle organisieren die Welt um uns herum

Für einen ersten Überblick zu mentalen Modellen und UX empfehle ich dir auch mein einstündiges Webinar: UX-Psychologie – So beeinflusst das Gehirn unser Nutzungserlebnis

👉 zur Aufzeichnung

Das obige Beispiel zeigt, wie mentale Modelle unsere Wahrnehmung und unser Verhalten beeinflussen, selbst wenn sie auf unbewussten Ebenen operieren. Ein zentraler Aspekt mentaler Modelle sind also Wahrnehmung, Verarbeitung und Erfahrung.

Menschen neigen daher dazu, Informationen zu clustern oder zu gruppieren, um sie leichter zu verarbeiten. Dies ist ein natürlicher Prozess, der uns hilft, die Welt um uns herum zu organisieren und zu verstehen.

Diese natürlichen Prozesse sollten wir immer bei unserer Gestaltung berücksichtigen und nutzen, wie zum Beispiel hier:

Viele Informationen lassen sich auch in kleine Häppchen einteilen. So können wir mentale Modelle unterstützen, indem wir im UX-Design bspw. Toggles einsetzen.

 

Durch das Clustern von Informationen können wir also Muster erkennbar gestalten, Zusammenhänge herstellen und komplexe Informationen in handhabbare Einheiten unterteilen.

Unser Arbeitsgedächtnis kann dabei im Schnitt 7 +/- 2 Häppchen an Werten gut verarbeiten, bevor es anstrengend wird. Denken wir nur an unsere Kreditkartennummer, die oftmals in 4×4 Zahlen unterteilt ist und sich deshalb so wunderbar (nicht) merken lässt.

Im UX-Design sollten wir daher die Werte (Wahrnehmung, Verarbeitung und Erfahrung) kennen und berücksichtigen.

Denn ein Verständnis dieser Modelle und die Fähigkeit, sie effektiv zu nutzen, sorgt dafür, intuitive und benutzerfreundlichere Produkte sowie Botschaften zu gestalten.

Die Rolle der mentalen Modelle im UX-Design: Warum sind sie so wichtig?

Es gibt viele Beispiele für mentale Modelle, welche die spezifischen Denkweisen von Menschen beschreiben, wie z.B. das Abwägen von Wahrscheinlichkeiten, Ockhams Rasiermesser, Resilienz oder First Principle Thinking.

Mentale Modelle helfen daher UX-Designern, sich besser in Nutzende hineinzuversetzen und ihre Perspektive einzunehmen.

Anstatt Produkte so zu entwerfen, wie wir es gerne hätten, hilft ein Verständnis der mentalen Modelle, bessere Entscheidungen für die Gestaltung im Sinne unserer User zu treffen. Sie ermöglichen, die Bedürfnisse, Erwartungen und Verhaltensweisen zu verstehen und zu berücksichtigen.

Darüber hinaus können mentale Modelle dazu beitragen, die Lernkurve zu verringern.

Wenn ein Produkt in einer Weise gestaltet ist, die den mentalen Modellen der Nutzenden entspricht, wird es für sie intuitiver und einfacher zu bedienen sein. Sie werden weniger wahrscheinlich auf Hindernisse stoßen oder frustriert sein, was zu einer besseren Nutzererfahrung führt.



Nutzerzentrierung entsteht, wenn wir die mentalen Modelle unserer Zielgruppen kennen, verstehen und berücksichtigen.

 

Auswirkungen auf das Nutzendenverhalten bei Berücksichtigung mentaler Modelle

Abgestimmt auf die Zielgruppe: Mentale Modelle beeinflussen das Nutzerverhalten, da sie die Art und Weise bestimmen, wie Menschen Informationen verarbeiten und Entscheidungen treffen. Durch die Berücksichtigung können wir Designs, abgestimmt auf unsere Zielgruppen, entwerfen.

Effizienter und effektiver für die Zielgruppe: Wenn das Design des Produktes mit den mentalen Modellen der Nutzenden übereinstimmt, können sie effizienter und effektiver handeln, da sie weniger Zeit und geistige Anstrengung für das Verstehen des Systems aufwenden müssen.

Vermeidung von Verwirrung: Umgekehrt können Diskrepanzen zwischen dem Design eines Produktes und den mentalen Modellen der Zielgruppe zu Verwirrung und Frustration führen. Nutzende können Schwierigkeiten haben, die Funktionen des Produktes zu verstehen oder zu nutzen, was zu einer negativen User Experience führt.

4 klassische Tipps für die Anwendung mentaler Modelle im UX-Design


Vergleich der zeitlichen Aufmerksamkeitsspanne und wie wir im UX-Design auf diese kognitiven Funktionsweisen und dahinterliegenden mentalen Modelle eingehen können.



Wenn wir eine positive User Experience schaffen wollen, können wir in der Designpraxis folgende Punkte berücksichtigen:

  1. Strukturierte Informationen anbieten: Informationen sollten in einer logischen und konsistenten Weise organisiert sein, die den mentalen Modellen der Nutzenden entspricht.
  2. Menge an Informationen je Schritt reduzieren: Überforderung sollte immer vermieden werden. Daher sollten nicht mit zu vielen Informationen auf einmal übermittelt und stattdessen in kleinere, leicht verdauliche Einheiten aufgeteilt werden.
  3. Angemessen lange Animationen verwenden: Animationen können dazu beitragen, die Aufmerksamkeit der Nutzenden zu lenken und komplexe Aktionen oder Übergänge zu verdeutlichen. Diese sollten allerdings nicht zu schnell sein, damit die sie leicht verfolgt werden können.
  4. Informationen wiederholt anbieten bei langen Prozessen: Bei langen oder komplexen Prozessen kann es hilfreich sein, wichtige Informationen oder Anweisungen mehrmals anzubieten, um sicherzustellen, dass sie nicht übersehen oder vergessen werden.

 

Psychologie im UX-Bereich

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Wie man mentale Modelle bei der Gestaltung und im UX-Design-Prozess identifiziert

Die Identifizierung der mentalen Modelle der eigenen Zielgruppen ist ein entscheidender Schritt im UX-Design-Prozess, auf welche wir auch im UX & Psychologie Seminar eingehen.

Dies kann durch eine Vielzahl von Methoden erreicht werden, einschließlich Remote Testing, Umfragen, Interviews, Beobachtungen und mehr erfolgen (dazu gleich mehr).

Die Schritte zum Identifizieren der mentalen Modelle bleiben jedoch gleich:

  1. Identifizieren der Zielgruppe: Bevor wir beginnen können, die mentalen Modelle unserer Zielgruppe zu verstehen, müssen wir zunächst wissen, wer unsere Nutzenden sind.
  2. Nutzerforschung durchführen: In diesem Prozess sammeln wir die Bedürfnisse, Vorlieben, Erwartungen und Verhaltensweisen unserer Zielgruppe.
  3. Analyse der Ergebnisse: Nachdem wir unsere Nutzerforschung durchgeführt haben, müssen die gesammelten Daten analysiert werden, um Muster und Trends zu identifizieren.
  4. Anwendung der Erkenntnisse: Die Erkenntnisse werden nun auf unser Design angewendet und einer erneuten Validierung unterzogen.

 

Methoden, um mentale Modelle herauszufinden

Es gibt viele verschiedene Methoden der Nutzerforschung, die wir verwenden können, um die mentalen Modelle zu identifizieren. Hier sind einige der gängigsten:

Remote Testing: Kann genutzt werden, um mentale Modelle, Erwartungshaltung und enttäuschte Erwartungen zu erfassen, um so Rückschlüsse auf das Produktdesign zu ziehen. Bei dieser Methode führen die Nutzenden vordefinierte Aufgaben durch, während die Aktionen und Reaktionen aufgezeichnet werden. Remote Testing im Bereich Usability und UX ist besonders einsteigerfreundlich, kosteneffizient und findet im natürlichen Umfeld der Nutzer statt. Außerdem kann es moderiert und unmoderiert durchgeführt werden.

Tagebuchstudien: Bieten tiefere Einblicke in Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen. Bei dieser Methode führen die Nutzenden ein Tagebuch über ihre Erfahrungen mit einem Produkt oder einer Dienstleistung.

Beobachtung (Shadowing): Besonders hilfreich, um subtile Verhaltensweisen und Präferenzen zu erkennen, die in Umfragen oder Interviews möglicherweise nicht zum Ausdruck kommen. Bei dieser Methode werden die Nutzenden unmittelbar während einer Aufgabe beobachtet.

Fokusgruppen: Helfen, ein breiteres Spektrum von Perspektiven zu erfassen und zu verstehen, wie verschiedene Nutzende unterschiedliche mentale Modelle haben. Bei dieser Methode diskutiert eine Gruppe ihre Erfahrungen und Meinungen.

Tiefeninterviews: Ermöglichen eine tiefgehende Untersuchung der Ansichten, Erfahrungen und mentalen Modelle. Bei dieser Methode werden ausführliche Einzelgespräche mit der Zielgruppe geführt.


Weitere Beispiele für die Anwendung von mentalen Modellen im UX-Design

Konventionen und die Berücksichtigung mentaler Modelle helfen, eine bessere User Experience zu gestalten.


Gelernte Konventionen nutzen
Vieles im Web ist bereits lange erlernt. Daher sollten wir auch darauf achten, nicht immer das Rad neu zu erfinden, um Verwirrung zu vermeiden. Beispiel: Die meisten Websites und Anwendungen platzieren ihre Hauptnavigation am oberen Rand der Seite. Dies entspricht dem mentalen Modell der meisten Nutzer, die erwarten, dass sie dort die Navigation finden.

Übereinstimmung zwischen System und der realen Welt
Das Design sollte die Sprache deiner Nutzenden sprechen. Wörter, Phrasen und Konzepte, die vertraut sind, werden besser aufgefasst als interner Jargon. Beispiel: Ein Papierkorb-Symbol für den Ort, an dem gelöschte Dateien gespeichert werden.

Die Sichtbarkeit des Systemstatus kommunizieren
Das Design sollte immer darüber informieren, was gerade passiert, durch angemessenes Feedback innerhalb einer angemessenen Zeit. Beispiel: Ein Ladebalken, der den Fortschritt eines Downloads anzeigt.

Hilf deinen Usern, Fehler zu erkennen, zu diagnostizieren und zu beheben
Fehlermeldungen sollten in einfacher Sprache ausgedrückt werden (keine Fehlercodes), das Problem genau angeben und eine konstruktive Lösung vorschlagen. Beispiel: Eine Fehlermeldung, die besagt: „Das Passwort muss mindestens 8 Zeichen lang sein und mindestens eine Zahl enthalten“, anstatt einfach nur „Ungültiges Passwort“.

Benutzerkontrolle und Freiheit ermöglichen
Nutzende führen oft Aktionen versehentlich aus. Sie benötigen einen klar gekennzeichneten „Notausgang“, um die ungewollte Aktion zu verlassen, ohne einen umfangreichen Prozess durchlaufen zu müssen. Beispiel: Eine „Abbrechen“-Option während eines Bestellvorgangs.


BFSG 2025: Der Countdown läuft.

Ab dem 28.06.2025 müssen die meisten digitalen Produkte barrierefrei sein. In unserer Checkliste haben wir alle wichtigen Punkte und mögliche nächste Schritte für Sie zusammengefasst. Checkliste herunterladen

Durch User Research die mentalen Modelle von Zielgruppen entschlüsseln

Die Bedeutung der User Research im UX-Design kann abschließend nicht genug betont werden. Durch das Verständnis der mentalen Modelle unserer Nutzenden können wir Produkte und Dienstleistungen entwerfen, die ihren Bedürfnissen, Erwartungen und Verhaltensweisen entsprechen.

Mentale Modelle geben uns Einblicke in die Art und Weise, wie Menschen Informationen verarbeiten, Entscheidungen treffen und mit der Welt um sie herum interagieren. Diese Welt zu kennen, hilft uns, die Perspektive von ihnen einzunehmen und Produkte zu entwerfen, die intuitiv und benutzerfreundlich sind.

Durch Nutzerforschung können wir diese mentalen Modelle identifizieren und verstehen. Ob durch Remote Testing, Tagebuchstudien, Beobachtung, Fokusgruppen, Content Testing oder Tiefeninterviews, jede Methode bietet wertvolle Einblicke in die Gedanken und Gefühle unserer Zielgruppe.

Letztendlich sollte es das Ziel jedes UX-Design-Prozesses sein, Produkte zu schaffen, die einen echten Wert bieten. Der Schlüssel dazu liegt in der Nutzerforschung.

So können wir Produkte entwerfen, die nicht nur funktional und ästhetisch ansprechend sind, sondern auch eine positive und befriedigende User Experience bieten.

In einer Welt, in der die Nutzererfahrung immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist die User Research kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Sie ist das Fundament, auf dem erfolgreiche Produkte gebaut werden.

Können wir Sie unterstützen?

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Ihre Ansprechpartnerin

Constanze Curtis
User-Researcherin & Senior Account-Managerin
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Über den Autor

Christin Herrmann

Senior UX-Researcherin

Für Christin sind Wireframes wie die Skizzen für einen Comic – wenn die Lesereihenfolge unklar ist, kann man nicht nachvollziehen, was passiert. Mit ihrem Hintergrund in Psychologie und Statistik unterstützt sie uns nicht nur beim Testen von Wireframes und anderen digitalen Produkten, sondern auch bei Marktforschung und User-Research.

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