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Birgit Bärnreuther
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Das Testen von UX-Designs klingt oft nach einer großen, nerven- und zeitraubenden Aufgabe, die vielleicht auch etwas beängstigend ist. Kritik am eigenen Design kann durchaus schmerzhaft sein (“Kill your darlings”), wenn du aber dein UX-Design mit agilen Methoden testest und auf UX-Research zurückgreifst, bekommst du direktes Feedback, was deine User über dein Produkt, deine App oder Website denken. Und zwar kontinuierlich. Und das geht am besten mit kleinen 5-Minuten-Tests. Aber erst einmal von vorne!

🧠  Das Wichtigste in aller Kürze:

  • Agiles UX-Design setzt auf kurze, kontinuierliche Research – 5 Minuten-Tests mit 5 Personen reichen
  • Alles, was getestet werden kann, sollte getestet werden – so früh wie möglich, egal in welchem Zustand und wie klein
  • Entscheidungen können so datengetrieben getroffen, Ressourcen entsprechen eingeplant und Nutzerzufriedenheit abgesichert werden

 

Wieso braucht es agil getestetes UX-Design (und was ist das überhaupt)?

Wie die Produktentwicklung profitiert auch UX-Design von agilen Methoden und dem damit verbundenen Mindset: Frühzeitig mit echten Usern (interne Stakeholder zählen nicht!) testen, deren Bedürfnisse kennen, schnell iterieren, immer flexibel und anpassungsfähig bleiben.

Neben Ästhetik und Funktionalität steht beim UX-Design vor allem die Usability im Vordergrund. Es geht darum, die Interaktion zwischen Nutzenden und digitalen Produkten bestmöglich zu gestalten und zu optimieren. Im agilen UX-Design werden Research-, Design- und Testphasen parallel, kontinuierlich und iterativ durchgeführt, um genau dies sicherzustellen.

Schnelligkeit und kontinuierliches Feedback sind das A und O in der agilen Methodik, aber eine Sache ist fast noch wichtiger: Kollaboration. UX-Design hat oft verschiedene Stakeholder aus anderen Teams wie Produkt, Entwicklung oder Marketing, die es abzuholen und zufriedenzustellen gilt (Stichwort: UX-KPIs). Doch die essenziellsten Stakeholder sind häufig unterrepräsentiert in dieser bunten Truppe: die User.  

Nicht überall, wo User außen draufsteht, steckt auch wirklich User drin – oft sind diese nicht fester Teil des UX-Designprozesses.

Agiles UX-Design löst genau dieses Problem: Es arbeitet iterativ nah am User durch UX-Research und konzentriert sich auf das schnelle, kontinuierliche Testen von Designs (egal in welchem Entwicklungsstadium!). Dadurch wird sichergestellt, dass das finale UX-Design der App oder Website im Einklang mit den echten Nutzerbedürfnissen steht – nicht denen, die Stakeholder vermuten oder projizieren. 

5 Vorteile von agil getestetem UX-Design

UX-fokussierte Unternehmen steigerten ihren Umsatz über einen Zeitraum von fünf Jahren deutlich schneller als ihre Branchenkollegen – 32 Prozentpunkte höheres Umsatzwachstum und 56 Prozentpunkte höheres Aktienrendite-Wachstum für den Gesamtzeitraum.
McKinsey & Company, 2018

Gute UX hat einen klaren Return-on-Investment (ROI), auch wenn dieser nicht immer leicht zu ermitteln oder fachfremden Stakeholdern zu vermitteln ist. Agil getestetes UX-Design ist dein Ticket zu garantierter und abgesicherter Nutzerzufriedenheit. Es ist wie ein Sechser im Lotto – nur ohne den Zufallsfaktor, sondern genau kalkuliert.

Das bringt agil getestetes UX-Design dir, deinem Produkt und deinem Unternehmen:

Mehr Sicherheit bei (Produkt/Design) Entscheidungen

UX-Research gibt dir Daten. Daten geben dir Validierung. Validierung gibt dir Sicherheit. Und zwar in jedem Schritt des gesamten Design- und Entwicklungsprozesses. Je früher du testest z. B. mit Prototypen (mehr dazu in Tipp #1), desto besser kannst du datengetriebene Entscheidungen basierend auf deinen Erkenntnissen treffen und umso sicherer ist dann das Endergebnis, weil du es stetig an die Bedürfnisse deiner User anpasst.

Schnellere Markteinführung

Stehst du noch ganz am Anfang, so kann durch die iterative Vorgehensweise dein Produkt schneller entwickelt, durch UX-Research und Usability Tests abgesichert und frühzeitig auf den Markt gebracht werden. Du hast damit die Chance, Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beheben, was die Entwicklungszeit verkürzt – und Kosten spart.

Kostenersparnis dank planbarer Ressourcen

Eigentlich eine einfache Rechnung: Durch frühzeitige Fehlererkennung und -behebung werden kostspielige Änderungen in späteren Entwicklungsphasen vermieden. Eine Anpassung, die ein UX-Designer auf der Basis von Research mit wenigen Klicks in ein paar Minuten erledigt hat, kann im Development mehrere Stunden dauern. Außerdem können so deine benötigten Developer Ressourcen frühzeitig und effizient eingeplant werden, was garantiert deinen PM/PO glücklich macht.

„Als Faustregel gilt, dass für jeden Dollar, den man in die User Experience-Research investiert, 10 Dollar in der Entwicklung und 100 Dollar in der Post-Release-Maintenance eingespart werden können.“

Aus Cost-Justifying Usability von Clare-Marie Karat 

Erhöhte Flexibilität in der Produktentwicklung

Ist dein Produkt bereits auf dem Markt erlaubt dir agil getestetes UX-Design, flexibel auf sich ändernde Anforderungen und Nutzerfeedback zu reagieren und dich anzupassen. Durch UX-Research bleibt dein Produkt stets aktuell und nutzerfreundlich. Große Änderungen wie das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz kannst du dann leichter und schneller in kleineren Schritten nach und nach umsetzen.

Gesicherte Nutzerzufriedenheit

Und nun das eigentlich wichtigste Argument: Durch agil getestete Designs sicherst du dir die Benutzerzufriedenheit – garantiert. Kontinuierliches Feedback von Endnutzern ermöglicht dir, das Design deiner Apps und Websites laufend zu optimieren. So werden Benutzerbedürfnisse besser erfüllt und die Zufriedenheit gesteigert. Und das wirkt sich positiv auf deinen Wettbewerbsvorteil und Umsatz aus. UX-Research zahlt sich aus.

8 Tipps, wie du dein UX-Design agil testest

Überzeugt? Dann kommen hier unsere Best Practices, wie du agil getestetes UX-Design in deinem Unternehmen vorantreiben kannst.

1. Tipp: Teste bereits bevor du mit dem Design anfängst

Es muss nicht immer gleich ein fertiges Design sein, das du testest. Um dein UX-Design agil zu testen, reicht schon eine Idee, Skizze oder ein grobes Konzept. Dein Team hat viele tolle Designideen, aber ihr könnt nicht alle komplett ausarbeiten, um zu entscheiden, welche am zukunftsträchtigsten ist? Teste die Entwürfe. Habt ihr noch nicht einmal das? Dann starte einfach mit der Website oder App deiner Konkurrenz, um herauszufinden, was sie schon richtig gut machen und wo du vielleicht noch Potenzial hast. Alles, was du schon vor dem ersten Designentwurf testen kannst, teste es. Es wird sich lohnen, denn du bekommst ein viel besseres Verständnis dafür, was deine User wirklich brauchen und wollen (Stichwort “human-centered design”). Unfertiges hat auch den Vorteil, dass die Testpersonen vielleicht noch ehrlicher mit ihrem Feedback sind: Sie haben kein schlechtes Gewissen, weil sie das Design kritisieren und werden auch nicht von Details abgelenkt, sondern können sich vollkommen auf die Idee dahinter konzentrieren.

2. Tipp: Es braucht nur fünf Testpersonen…

Bei agil getestetem UX-Design kommt es auf die Qualität, nicht die Quantität an. Du brauchst keine hunderte von Testpersonen für deinen UX-Research! Wie der “Godfather of UX”, Jakob Nielsen, betont, braucht es eigentlich nur 5 Personen pro UsabilityTest. Bei dieser magischen Zahl zeigen sich dann schon erste Muster in ähnlichen Erkenntnissen oder Frustrationen. Die ungleiche Zahl hat außerdem den Vorteil, dass nie Gleichstand herrschen kann, wenn du zwei Design-Varianten gegeneinander testest. 

3. Tipp: …aber in jeder entscheidenden Designphase

Du brauchst zwar keine hundert Testpersonen für einen UsabilityTest, aber viele kleine 5-Minuten-Tests, mit denen du deine Designs iterierst, summieren sich auch zu einer beachtlichen Anzahl an Userfeedback. Denn agil getestetes UX-Design heißt nicht nur einmal oder zweimal testen, sondern so oft wie möglich (und nötig). Sobald du in die nächste kritische Designphase übergehst: testen. Sobald du das Feedback eingearbeitet hast und in die nächste Phase gehst: Testen. Und dann? Testen.

4. Tipp: Teste Kleinigkeiten – vor allem die mit Konfliktpotenzial

Doch nicht nur Meilensteine wie entscheidende Designphasen sollten getestet werden. Wird eine Sache bei euch intern schon heiß diskutiert? Teste sie. Egal, wie klein sie scheint. Es sind oft die kleinen Dinge, die einen entscheidenden Unterschied machen: Sollte es eine Checkbox oder ein Togglebutton sein? Frage deine User, was sie bevorzugen! Perfekt dafür sind kurze UX-Research-Formate wie 5-Minuten-Tests mit einer einfachen Fragestellung, die remote mit 5 Personen durchgeführt werden. Und du musst noch nicht mal dabei sein, denn…

5. Tipp: Nutze unmoderierte Tests für mehr Flexibilität & Schnelligkeit

Mache das Testen nicht von deiner eigenen Verfügbarkeit oder der deines Teams abhängig. Nutze dazu Online-Befragungen in Form von unmoderierten Interviews und teste außerhalb der Arbeitszeit, abends und am Wochenende – wenn auch deine Testpersonen mehr Zeit haben. Am nächsten (Mon)Tag hast du dann die Ergebnisse deiner UX-Research vorliegen und kannst dein Design direkt iterieren. Alles, was du brauchst, ist ein gutes Testkonzept, ein Tool für Usability Tests und einen (externen) Testpersonenpool. Das bringt dich schon ins Schwitzen? Keine Panik!  

6. Tipp: Bitte UX-Researcher um Hilfe

Wenn du keine UX-Research-Erfahrung, wie die Erstellung von Testfragen, oder keinen Zugang zu Testpersonen hast, wende dich an deine Peers oder Agenturen, die Expertise in UX-Research und Usability Tests haben und selbst agil arbeiten. Sie können dich beraten, wie du dein UX-Design durch UX-Research anreicherst und agil testest.

7. Tipp: Analysiere Ergebnisse direkt

Mache nicht den Fehler und lasse Nutzerfeedback zu lange liegen. Agil bedeutet schnell und das gilt auch für dich. Jeder Kommentar ist wertvoll und bringt dich näher an deine Zielgruppe. Ziehe Schlüsse aus den Ergebnissen deiner UX-Research und setze diese iterativ sowie priorisiert um: Quick Wins und erhebliche Probleme zuerst.

8. Der ultimative Tipp: Teste früh und oft

Die Essenz unserer Tipps für agil getestetes UX-Design ist simpel: früh und oft testen. Mehr gibt es dem eigentlich nicht hinzuzufügen.

Die Besten testen

Auch wenn du zu den besten UX-Designer:innen der Welt gehörst – solange du nicht mit echten Menschen, die deiner Zielgruppe entsprechen, Research betreibst und testest, ist jedes Design ein Blindflug. Du wirst nie wissen, wie gut es wirklich funktioniert und wie es vielleicht besser wäre. Wenn du und dein Team Tag ein Tag aus an dem Design und dem Produkt arbeiten, habt ihr automatisch ein Bias und blinde Flecken. Eure Perspektive ist immer voreingenommen, die der Testpersonen hingegen nicht. Damit dein Design auch wirklich die Bedürfnisse deiner User erfüllt, brauchst du UX-Research – alles andere ist reine Spekulation.

Über den Autor

Katrin Kowol

Senior UX-Designerin

Als studierte Kommunikationsdesignerin unterstützt Katrin uns bei Konzeptions- und Designprojekten sowie beim Usability-Testing. Ihre umfangreichen Branchenkenntnisse umfassen beispielsweise Automotive, Tourismus, Architektur, Ernährung und Kinder- und Jugendkommunikation.

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